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Bruchsal, 16.04.2010  

GfK GeoMarketing untersucht Nahversorgungsdichte im ländlichen Raum

Die Nahversorgungsausstattung in Deutschland ist in Mittelstädten am höchsten und in ländlichen Gemeinden am niedrigsten. Die Nahversorgungsabdeckung oder -dichte ist hingegen in Großstädten und Metropolen sehr hoch und liegt beim rund 3-Fachen der ländlichen Regionen. Regional variieren diese Werte aber deutlich: Niedersachsen etwa verfügt über eine höhere Nahversorgungsausstattung pro Kopf als Baden-Württemberg, die Nahversorgungsabdeckung der Bevölkerung ist aber geringer.

Wilfried WeisenbergerGfK GeoMarketing hat die Nahversorgungssituation in Deutschland analysiert. Der Fachbereich Kommunal- und Handelsberatung untersuchte dazu mit GeoMarketing-Werkzeugen die deutschlandweite Handels- und Verkaufsflächendatenbank des Unternehmens in Hinblick auf die Kriterien Nahversorgungsausstattung und Erreichbarkeit des Nahversorgungsangebots, bzw. die Nahversorgungsdichte. Studienleiter Wilfried Weisenberger erläutert die Intention der Untersuchung: „Diese Kriterien, Nahversorgungsausstattung und -dichte sind wesentliche Kennziffern zur Bewertung von bestehenden oder potenziellen Standorten aus Sicht der Handelsunternehmen und zur Bewertung der Versorgungs- und damit Wohnqualität der Bevölkerung aus Sicht der Kommunen.“

Nahrungs- und Genussmittel gehören zu den täglich nachgefragten Gütern. Sie sollten möglichst nah an der Bevölkerung angesiedelt sein. Im Idealfall können sich Bürger in einer fußläufigen Distanz mit Lebensmitteln versorgen und hierbei aus einem umfangreichen Angebot auswählen. Diese wohnortnahe Versorgung ist aber nicht überall gegeben.

Nahversorgungsausstattung
Die Nahversorgungsausstattung beschreibt die Relation der Verkaufsflächenausstattung in der Warengruppe Nahrung- und Genussmittel zu den Einwohnern der jeweiligen räumlichen Einheit. Je höher der Wert ist, über ein desto größeres Angebot verfügen die Einwohner.

Nahversorgungsausstattung nach Städtetypen
Nahversorgungsausstattung nach Städtetypen

Es zeigt sich, dass die Nahversorgungsausstattung deutschlandweit in ländlichen Gemeinden am geringsten ist. Der Wert liegt hier zwischen statistischen 0,24 und 0,33 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner. Großstädte in Deutschland erreichen einen Durchschnittswert, der sich nur unwesentlich vom Durchschnittswert im ländlichen Raum unterscheidet. Die Ausstattung rangiert in Großstädten zwischen 0,3 m2 je Einwohner in Metropolen (ab 500.000 Einwohnern) und 0,38 m2 je Einwohner in den restlichen Großstädten. Den Topwert erzielen bei dieser Untersuchung die Mittelstädte. Insbesondere die Mittelstädte im ländlichen Raum erreichen hohe Werte. So weisen hier größere Mittelstädte mit mehr als 50.000 Einwohnern einen Wert von 0,48 auf, kleinere Mittelstädte im ländlichen Raum kommen sogar auf einen Ausstattungsgrad von 0,52. Kleinstädte im ländlichen Raum verfügen ebenfalls über eine hohe Ausstattung (0,47).

Wilfrid Weisenberger, Bereichsleiter der Kommunal- und Handelsberatung von GfK GeoMarketing, erläutert: „Eine Erklärung hierfür ist, dass Großstädte zwar insbesondere im aperiodischen Bedarfsbereich, also bei Gütern des nicht täglichen Bedarfs, über große Marktgebiete weit über die Gemeindegrenze hinaus verfügen. Im periodischen Bedarfsbereich hingegen richtet sich das Angebot der Großstädte eher an die eigene Bevölkerung. Klein- und Mittelstädte – und hier insbesondere die im ländlichen Raum –  verfügen aufgrund der typischerweise dünnen Besiedelung des Umlandes über eine starke Ausstrahlung auch im periodischen Bedarfsbereich. Dieser Kaufkraftstrom vom ländlichen Raum in die Mittelstädte führt im Gegenzug zu einer mehr als mäßigen Einzelhandelsausstattung in vielen ländlichen Gemeinden.“

Eine weitere Ursache der verhältnismäßig geringen Flächenausstattung für Nahversorgung der Großstädte ist in der Einwohnerdichte- und Struktur der Städte zu finden: Mit verhältnismäßig wenig Märkten kann das Bevölkerungspotenzial gut abgeschöpft werden, da die Erreichbarkeit der Flächen besser ist als in ländlichen Regionen.

Nahversorgungsabdeckung
Das bisher betrachtete Kriterium der Nahversorgungsausstattung sagt allerdings noch nichts über die tatsächliche räumliche Abdeckung der Bevölkerung mit Angeboten des täglichen Bedarfs aus. Mit der Kennziffer der Nahversorgungsdichte oder -abdeckung wird der prozentuale Wert der 'mit Lebensmittel-Angeboten abgedeckten' Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung einer räumlichen Einheit dargestellt. Als räumlich abgedeckt gilt hierbei, wer vom Wohnstandort aus innerhalb einer 800-Meter-Luftliniendistanz mindestens einen Betrieb des Nahrungs- und Genussmittelangebotes (400 m² und größer) erreichen kann. Dies entspricht einer erweiterten fußläufigen Distanz. Dieser Bevölkerungsanteil wird der jeweiligen Gesamtbevölkerung gegenüber gestellt. So kann die räumliche Verteilung der Angebote des periodischen Bedarfs im Bezug auf die Verteilung der Bevölkerung untersucht werden. Dies wird im Zuge der sich verändernden Demographie und der einhergehenden Mobilitätsprobleme immer wichtiger.

Die oben genannten Ausstattungswerte sind mit den Abdeckungsquoten nicht annähernd zu vergleichen: Es zeigt sich im urbanen Raum eine fast vollständige Abdeckung der Bevölkerung. Der Grund liegt in der wesentlich höheren Bevölkerungsdichte im urbanen Raum und der daraus resultierenden besseren Erreichbarkeit der Lebensmittelbetriebe.
Nachversorgungsdichte in 2 Bundesländern Neben diesen raumstrukturellen Unterschieden zwischen Stadt und Land können aber auch regionale Unterschiede konstatiert werden. Offerieren große Mittelstädte ihren Bewohnern in Niedersachsen eine bessere Nahversorgungsabdeckung als in Baden-Württemberg, so ist es bei Kleinstädten genau umgekehrt. In den ländlichen Gemeinden sind in beiden Ländern rund zwei Drittel der Bevölkerung außerhalb der 800 Meter-Radien beheimatet. Den Höchstwert der Bevölkerungsabdeckung erreicht Hannover mit 94%; der Tiefstwert ist ebenfalls in Niedersachsen zu finden: Ländliche Gemeinden in Ballungsräumen erreichen nur 21% Bevölkerungsabdeckung.

Die Ergebnisse auf Bundeslandebene zeigen: Niedersachsen hat eine deutlich höheren Nahversorgungsausstattung als Baden-Württemberg, liegt aber in der Abdeckung der Bevölkerung mit Nahversorgungsbetrieben leicht hinter Baden-Württemberg zurück. In Niedersachsen leben rund 44% der Bevölkerung (knapp 3,5 Millionen Einwohner) weiter als 800 Meter von einem Nahversorgungs-betrieb mit mehr als 400 m² Verkaufsfläche entfernt, in Baden-Württemberg sind es nur rund 39% der Bevölkerung.

In Baden-Württemberg ist das Lebensmittelangebot also 'näher an der Bevölkerung' als in Niedersachsen. Dies ist auch auf siedlungsstrukturelle Unterschiede zurückzuführen.
Wilfried Weisenberger sieht hier Chancen zur Steuerung durch Kommunen: „Es ist durchaus möglich, durch eine geschickte Standortwahl die Erreichbarkeit der Lebensmittelmärkte für die Bevölkerung zu erhöhen. Kommunen können durch eine geschickte Steuerung und Flächenvergabe maßgeblich die Versorgungs- und Wohnqualität ihrer Einwohner mitgestalten. Dies gilt für hochverdichtete Räume wie Großstädte als auch für den ländlichen Raum. So ist in manchen ländlichen Gemeinden das Potenzial zur Verbesserung der Nahversorgungssituation durchaus vorhanden.“

Oftmals wird der potenzialseitige Schwellenwert zur Ansiedlung eines neuen großflächigen Betriebes aber nicht erreicht. Oder ein bereits bestehender großflächiger Markt schöpft so viel Potenzial ab, dass die Entwicklung eines weiteren großen Marktes zur Verbesserung der Nahversorgungssituation nicht erfolgversprechend erscheint.

Wilfried Weisenberger: „Hier können neue oder wiederentdeckte Konzepte von Nahversorgungsbetrieben Abhilfe schaffen. Kleiner dimensionierte Verkaufsflächengrößen oder selbstverwaltete Betriebe benötigen eine kleinere Potenzialplattform, sichern bzw. stärken aber gleichzeitig die lokale Nahversorgungssituation.“

Zur Studie
In dieser Studie werden zwei Kriterien für die quantitative Bewertung von Nahversorgung benannt: Nahversorgungsausstattung und Nahversorgungsabdeckung. Für beide Kennziffern gilt, dass nur solche Nahversorgungsbetriebe abgebildet werden sollen, die über ein Mindestmaß an Angebotstiefe und -breite verfügen. Deswegen wurden im Rahmen dieser Untersuchung nur Betriebe mit dem Angebotsspektrum Nahrungs- und Genussmittel ab einer Verkaufsfläche von 400 m² berücksichtigt.

Als räumliche Einheiten wurden neben der Bundesrepublik bzw. den Bundesländern auch räumliche Klassifizierungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herangezogen. So kann die Quantität der Nahversorgung in verschiedenen geographisch-strukturellen Raumeinheiten (beispielsweise große Großstadt oder ländliche Gemeinde im ländlichen Raum) verglichen werden.

Einwohnerzahlen und die Daten der Nahversorgungsbetriebe liegen GfK GeoMarketing auf kleinräumiger Ebene (Straßenabschnittsebene) vor. Die Daten wurden mit der Software GfK GeoMarketing RegioGraph räumlich in Relation gesetzt und analysiert.

Weitere Informationen erhalten Sie über Cornelia Lichtner, GfK GeoMarketing Public Relations: c.lichtner@gfk-geomarketing.com oder +49 (0)7251/ 9295 - 270.

Zu Wilfried Weisenberger
Wilfried Weisenberger ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und seit 1991 bei GfK GeoMarketing tätig. Er leitet den Fachbereich Standortforschung für Handel und Kommunen.

Bildmaterial
Grafiken und ein Foto von Wilfried Weisenberger in Druckauflösung finden Sie unter
www.gfk-geomarketing.de/nahversorgungsdichte
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Download der Pressemitteilung als PDF (ca. 160 KB)

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